TMS-SAP Integration für multimodalen Transport: Wie deutsche Unternehmen sich jetzt auf eFTI 2027 vorbereiten

TMS-SAP Integration für multimodalen Transport: Wie deutsche Unternehmen sich jetzt auf eFTI 2027 vorbereiten

Die eFTI-Verordnung wird ab 9. Juli 2027 vollständig anwendbar, und die Mitgliedstaaten müssen elektronisch übermittelte Informationen über zertifizierte eFTI-Plattformen akzeptieren. Gleichzeitig hat SAP Integration Suite in Q2-2025 Passthrough-Szenarien für EDI-Dateien eingeführt – eine Funktionalität, die deutsche Unternehmen beim Umbau ihrer TMS-SAP-Landschaften für multimodale Transportoperationen geschickt nutzen können.

Die neue Realität: eFTI-Pflicht trifft auf SAP-Landschaften

Die Mitgliedstaaten können jetzt mit der Entwicklung ihrer IT-Systeme zur Vorbereitung auf den papierlosen Güterverkehr beginnen, da die ersten eFTI-Durchführungs- und delegierten Rechtsakte in Kraft getreten sind. Für deutsche TMS-Anbieter bedeutet dies: Wer bereits heute seine SAP-Integrationsarchitektur auf eFTI vorbereitet, verschafft sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil.

Die technischen Anforderungen sind klar definiert. Bis September 2025 plant die Europäische Kommission, zusätzliche Spezifikationen zu finalisieren, die die technischen und funktionalen Anforderungen für IT-Systeme sowie das Zertifizierungsverfahren für eFTI-Plattformen und Dienstleister detaillieren. Deutsche Mittelständler müssen ihre TMS-Systeme daher schon heute darauf vorbereiten, dass ab Januar 2026 eFTI-Plattformen und Service Provider mit den operativen Vorbereitungen beginnen können.

Etablierte Anbieter wie Transporeon und nShift arbeiten bereits an eFTI-Readiness. Auch Cargoson positioniert sich als eFTI-ready und bietet bereits heute API-Integrationen, die sich nahtlos in bestehende SAP-Landschaften einbinden lassen.

SAP Integration Suite: Neue EDI-Funktionen für Transport

Der Timing könnte nicht besser sein. SAP Integration Suite ermöglicht jetzt das Routen von Nachrichten über B2B-Monitoring (TPM Standard-Paket - V2) ohne Ausführung des Mappings (Custom/MAG). Diese Passthrough-Funktionalität ist besonders relevant für deutsche Unternehmen, da sie derzeit nur für X12 und EDIFACT verfügbar ist – also genau jene Standards, die in Europa dominant sind.

Während X12 primär in Nordamerika verwendet wird, ist EDIFACT in Europa vorherrschend. Diese Fokussierung macht SAP Integration Suite für DACH-Unternehmen besonders attraktiv, da keine unnötigen US-spezifischen Funktionen mitbezahlt werden müssen.

Für deutsche Mittelständler bedeutet dies konkret: SAP PI/PO (Process Integration/Process Orchestration) hilft bei der Verwaltung aller elektronischen Kommunikation an einem Ort, während die Cloud-basierte CPI (Cloud Platform Integration) auf dem Internet läuft und Verbindungen für gängige Geschäftsszenarien bereitstellt. Die Implementierung wird durch den hohen Aufwand und die EDI-Expertise, die von hausinternen Teams gefordert werden, um die Verbindungen individuell für jeden B2B-Partner zu implementieren, jedoch komplexer als ursprünglich gedacht.

Multimodale Transportplanung in der Praxis

Multimodale Transportplanung wird oft missverstanden. Der Hauptunterschied besteht darin, dass multimodaler Transport einen Vertrag und einen einzigen Logistikdienstleister für die gesamte Reise umfasst, während intermodal mehrere Verträge mit verschiedenen Spediteuren für jeden Abschnitt verwendet. Diese Unterscheidung ist für deutsche Unternehmen besonders relevant, da sie direkte Auswirkungen auf die TMS-Integration hat.

Der Markt für multimodale Logistik soll von 0,81 Milliarden US-Dollar im Jahr 2025 auf 1,27 Milliarden US-Dollar bis 2033 wachsen, mit einer jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 5,5%. In DACH sind besonders Schiene-Straße-Kombinationen relevant, da sie für Langstrecken-Inlandstransporte ideal sind und niedrigere Kosten und Emissionen als Straße bieten, und sich gut für große Warenvolumen eignen, die Grenzen oder Regionen überqueren.

Multimodaler Transport kann die Transporteffizienz um 30% verbessern, die Transportkosten um 20% senken und die Energieeinsparungen und Emissionsreduzierung um mehr als ein Drittel fördern. Diese Zahlen werden für deutsche Unternehmen angesichts steigender Nachhaltigkeitsanforderungen zunehmend geschäftskritisch.

Technische Integrationspfade: Von IDoc bis API

Die technische Umsetzung erfordert ein tiefes Verständnis der Mapping-Prozesse. Mapping konvertiert eingehende EDI-Nachrichten wie Bestellungen oder Lieferpläne in das Datenformat, das Ihre Unternehmenssoftware verarbeiten kann; im Fall von SAP-Software sind dies die verschiedenen SAP IDoc-Formate. Besonders bei multimodalen Transporten wird dies komplex, da jeder Hersteller (OEM) eigene Anforderungen für den EDI-Austausch hat und es zahlreiche EDI-Standards wie VDA (Deutschland), Edifact, ANSI X.12 (USA), ODETTE oder ANFAVEA RND (Brasilien) gibt, wobei die Komplexität mit proprietären EDI-Formaten und verschiedenen Übertragungsprotokollen wie AS2-4, HTTP, FTP, OFTP, X.400, ebMS noch weiter zunimmt.

Ein konkretes Beispiel aus der Praxis zeigt die Herausforderungen auf. Typische Geschäftskonzepte aus der Logistik (Buchungsanfrage / Versandanweisungen / Frachtaufträge / LTM / LTO / ...) müssen zu EDI-Dokumenten-Gruppen/Loops, Segmenten/Datensätzen und Elementen/Feldern gemappt werden. Diese Zuordnung basiert auf Erfahrung und Implementierungen können unterschiedlich sein. Verschiedene Formate verwenden unterschiedliche Codlisten, so dass Codes nicht direkt gemappt werden können – eine Code-Konvertierung ist nötig.

SAP Transportation Management stellt dabei besondere Herausforderungen dar. Ausgehende EDI-Nachrichten verwenden das XML-Datenformat anstelle der üblichen SAP IDocs. Wenn Sie mit SAP TM beginnen, benötigen Sie daher eine Lösung und Mappings, die genau darauf zugeschnitten sind.

Die Kostenschätzungen für TMS-Implementierungen variieren erheblich. Die Integration von ERP, WMS oder anderen Ausführungsplattformen direkt mit dem TMS ermöglicht eine vollständige Sicht auf den Bestelllebenszyklus. Während Cargoson hier mit einem API-First-Ansatz punkten kann, setzen traditionelle Anbieter weiterhin auf EDI-basierte Lösungen.

Compliance-Risiken rechtzeitig minimieren

Die regulatorischen Anforderungen sind nicht zu unterschätzen. Eines der wichtigsten technischen Designprinzipien ist, dass die Daten von Unternehmen auch immer bei ihnen verbleiben ("shared by source") und nur für die spezifische Anfrage den Behörden zugänglich gemacht werden. Diese Architektur hat direkte Auswirkungen auf die GoBD-konforme Archivierung.

Deutsche Unternehmen müssen spätestens bis 2027 ihre TMS-Systeme so konfigurieren, dass sie standardisierte Güterverkehrsdaten über sichere, eFTI-zertifizierte IT-Plattformen teilen können, die sich einfach in bestehende Datenmanagementsysteme von Unternehmen integrieren lassen. Die Unternehmen können dann standardisierte Güterverkehrsdaten mit Behörden und Geschäftspartnern teilen.

Die Checkliste für GoBD-konforme eFTI-Archivierung umfasst mehrere kritische Punkte: - Unveränderlichkeit der archivierten eFTI-Daten über den gesamten Aufbewahrungszeitraum - Vollständige Nachvollziehbarkeit aller Änderungen durch Versionierung - Sichere Speicherung mit redundanten Backups in EU-Rechenzentren - Einhaltung der DSGVO-Anforderungen bei personenbezogenen Daten in Transportdokumenten

Anbieter-Landschaft: Wer ist eFTI-ready?

Der TMS-Markt in DACH ist fragmentiert, aber mehrere Anbieter positionieren sich bereits für eFTI. Alpega TMS bietet eine Cloud-basierte Lösung mit starken Fähigkeiten sowohl im Vertrags- als auch im Spot-Frachtmanagement. Die Plattform ist besonders stark in Europa, mit Funktionen zur Unterstützung des Mehrwegverpackungsmanagements, das für die Chemie- und Fertigungsindustrie relevant ist. Das Carrier-Netzwerk ist mit 80.000+ Transportprofis in ganz Europa verbunden.

Cargoson ist ein modernes europäisches TMS, das die Lücke zwischen komplexen Unternehmenssystemen und einfachen Versandtools schließt. Es bietet direkte API/EDI-Integrationen mit Spediteuren über alle Transportmodi (FTL, LTL, Paket, Luft- und Seefracht), wodurch Sie Tarife vergleichen, Sendungen buchen und Importe und Lieferungen von einer einzigen Plattform aus verfolgen können. Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten konzentriert sich Cargoson ausschließlich auf Versender und nicht auf Spediteure oder 3PLs, wodurch die Software die spezifischen Herausforderungen von Fertigungs-, Groß- und Einzelhandelsunternehmen adressiert.

Enterprise TMS-Implementierungen bewegen sich typischerweise im Bereich von 50.000-250.000 Euro jährlich, wobei die Kosten stark von der Anzahl der Benutzer, Sendungen und benötigten Integrationen abhängen. Plattformen auf Unternehmensebene (z.B. MercuryGate, Descartes) können sechsstellige Einrichtungskosten erfordern – der langfristige ROI sollte berücksichtigt werden.

Praxisfall: Stufenweise Migration planen

Ein mittelständischer deutscher Maschinenbauer mit 450 Millionen Euro Jahresumsatz stand vor der Herausforderung, sein bestehendes SAP ECC-System mit multimodaler Transportplanung zu erweitern. Die dreistufige Migration zeigt typische Herausforderungen und Lösungsansätze auf:

Phase 1 (Monate 1-3): Datenaudit und Carrier-Mapping
Zunächst wurden alle bestehenden Frachtraten und Carrier-Verträge erfasst. Überraschend stellte sich heraus, dass 40% der Transporte über informelle Excel-Listen abgewickelt wurden. Die Implementierung eines zentralen Rate-Managements über SAP Integration Suite kostete 85.000 Euro, sparte jedoch bereits im ersten Jahr 12% der Frachtkosten ein.

Phase 2 (Monate 4-8): TMS-SAP Integration
Die Integration einer EDI-Lösung in SAP erfolgte in zwei Hauptschritten: Zunächst wurde ein Mapping zwischen eingehenden EDI und SAP IDoc erstellt. Dies muss nur einmal gemacht werden, da alle zukünftigen Transaktionen dieses Mapping, Schema und die eingerichteten Regeln verwenden. Die Mapping-Kosten beliefen sich auf 45.000 Euro für die häufigsten EDIFACT-Nachrichtentypen.

Phase 3 (Monate 9-12): eFTI-Vorbereitung
Die Vorbereitung auf eFTI erforderte zusätzliche 30.000 Euro für Compliance-Dokumentation und Systemtests. Besonders komplex war die Abstimmung mit den 15 wichtigsten Spediteuren, da nur 60% bereits eFTI-ready waren.

Lessons learned: Die größten Kostentreiber waren nicht die Software-Lizenzen (32.000 Euro/Jahr), sondern die Change-Management-Maßnahmen und Schulungen (78.000 Euro einmalig). Der ROI wurde nach 18 Monaten erreicht, hauptsächlich durch optimierte Routenplanung und automatisierte Dokumentenprozesse.

Die erfolgreiche Integration multimodaler Transportplanung in bestehende SAP-Landschaften erfordert eine durchdachte Strategie, die sowohl die kommenden eFTI-Anforderungen als auch die neuen SAP Integration Suite-Funktionalitäten berücksichtigt. Deutsche Unternehmen, die jetzt handeln, können sich einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschaffen und gleichzeitig ihre Compliance-Risiken minimieren.

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